WASTE - Personalentwicklung im Dialog

Branche

Abfallwirtschaft


Projektdurchführung

INFA - Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management GmbH

Beckumer Straße 36
59229 Ahlen

 


Laufzeit

01.01.2018 - 31.12.2021


Durchführungsorte


Handlungsfeld

  • Aufbau von Personalentwicklungsstrukturen

Projektschwerpunkte

  • Konzepte zur Implementierung von Diversity-Management
  • Konzepte demografieorientierter Personalentwicklung/alternsgerechten Arbeitens
  • Konzepte zur Qualifizierung von älteren Beschäftigten

Kurzbeschreibung des Projekts

Die am Projekt beteiligten Unternehmen beschäftigen jeweils 100 bis 300 Mitarbeitende in den Bereichen Entsorgungslogistik, Abfallbehandlungsanlagen, Wertstoffhöfe, Straßenreinigung sowie deren zugeordnete Werkstätten und Verwaltungen und sind überwiegend im ländlichen Raum tätig. Der Anteil männlicher Mitarbeiter im operativen Bereich lag weit über dem Durchschnitt, oft Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Der Renteneintritt lag i. d. R. (oft gesundheitsbedingt) deutlich unter 65 Jahren.

Den Vorgesetzten der „unteren Ebene“ fehlte oft systemische und strategische Führungskompetenz in den Bereichen Kommunikation, Talente- und Kompetenz-, Integrations-, und Gesundheitsmanagement. Die Querschnittsbereiche Antidiskriminierung, ökologische Nachhaltigkeit und Gender fanden kaum Beachtung. Nachwuchsförderung, Weiterbildung und Steigerung von beschäftigungsbezogenen Kompetenzen sind zwar wichtige Handlungsfelder im Tarifvertrag, wurden aber häufig nur schleppend in den Betrieben umgesetzt.

INFA hat die Arbeitssituation in der Branche in vielen Studien mit nachfolgend aufgeführten wesentlichen Befunden untersucht:

  • Erhöhtes Durchschnittsalter (2010 = 42 a; Prognose 2025 = 52 a) durch weniger Neueinstellungen sowie Verschiebung des Renteneintritts
  • Anteil der Mitarbeitenden älter 50 Jahre lag bei ca. 40 %
  • Wachsende Anforderungen in Arbeitsleistung, Entscheidungsfähigkeit und Fachkenntnissen (Spezialisierung) wegen Erhöhung der Wochenarbeitszeit, Arbeitsverdichtung, Reduzierung der Teamstärken (z. B. Einsatz von Seitenladern im Einmannbetrieb, Vorgesetzte nicht mehr vor Ort), Beschleunigung, Flexibilisierung und zunehmende Komplexität / Spezialisierung der Arbeitsabläufe und Hilfsmittel (Seitenlader, Telematiksysteme, Technisierung der Abfallbehandlungsanlagen und Werkstätten etc.) bei gleichzeitiger Abnahme des Arbeitskraftpotenzials zudem sinkende Unterstützungsbereitschaft der Kollegen untereinander
  • Mäßige Bereitschaft zur persönlichen Weiterentwicklung
  • Probleme der Betriebe, qualifizierte neue Mitarbeitende zu finden bzw. gute Mitarbeitende zu halten (Folge: fehlende Spezialisten auf den Fahrzeugen und in den Anlagen bei Ausfällen des Stammpersonals)
  • Schnelles ungleichmäßiges Arbeiten (Zeiteinteilung wird selbst verkürzt (Müllabfuhr), geringe Unterstützung durch Reservefachkräfte sofern vorhanden) – subjektive Einschätzung: Arbeit ist nur schwer leist- und zumutbar – Vorurteile gegenüber Planungssystemen und deren Anwender*innen (Tourenplaner/Einsatzleitung) verstärkten die Unzufriedenheit und behinderten die Leistungsfähigkeit
  • Kaum Bereitschaft zu gesundheitsbewusstem Arbeiten (Arbeitstechnik (z. B. rückenschonendes Heben und Tragen) und zu gesunder Lebenseinstellung (z. B. Ernährung, Ausgleichsport)
  • Krankenstand stieg proportional mit der Betriebsgröße
  • Kaum Einarbeitung, fehlende Qualifizierung der Vorgesetzten beeinflusst Kommunikation negativ (betrifft: Betriebsklima, Konfliktbearbeitung, Umgang mit Störungen, Arbeitszufriedenheit und Motivation)
  • Einsatzleitung/Teamleitung oft Vorgesetzter und „Kumpel“ in einer Person
  • Konflikte (wenig Informationen, wenig Zeit für Gespräche, Vernachlässigung des Einhaltens von Kaum Interesse für Arbeitsbedingungen, fehlende Anerkennung von Erfahrungen und Leistungen

Der INFA-Projektansatz beteiligte 11 Unternehmen der Abfallwirtschaft aus verschiedenen Städten und Kreisen in Niedersachsen, die insgesamt ca. 2.500 Mitarbeitende beschäftigen (rund 100 bis 300 Mitarbeitende je Betrieb). Mit der Projektintervention wurde beschleunigt auf verschiedene Schwachpunkte in der Personalentwicklung und der Kommunikation reagiert.

In einem vierteiligen Handlungskonzept „Suchen“, „Identifizieren“, „Entwickeln“ und „Einsetzen/Gestalten“ wurden ca. 450 Führungskräfte und Vorarbeitende als angehende Führungskräfte in rund 21.000 Teilnehmerstunden befähigt, Personal- und Fachkräfteentwicklungsprozesse zu steuern und dabei kommunikative Fähigkeiten hinsichtlich der Mitarbeiterführung auf- und/oder auszubauen. Die Beteiligung unterrepräsentierter Mitarbeitergruppen, wie z. B. Frauen, An- und Ungelernte etc. war dabei überproportional. Projektbegleitend wurden darüber hinaus die ESF-relevanten Themen Gender, Chancengleichheit und ökologische Nachhaltigkeit berücksichtigt.

Ein betriebsübergreifender Projektbeirat sowie betriebsinterne Steuerkreise gewährleisteten über den gesamten Projektzeitraum eine hohe Qualität.

https://infa.de/waste-personalentwicklung-im-dialog/