PIN Bildung: Personalentwicklung in vorschulischen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen

In Niedersachsen arbeiten drei von vier Fachkräften in Teilzeit, was ein hohes Potential für den Fachkräftebedarf birgt. Nur rund ein Viertel der Erzieher*innen können sich jedoch vorstellen, ihren Beruf bis zum gesetzlichen Renteneintritt auszuüben. Gründe hierfür liegen in der Arbeitsdichte sowie fehlender Führungsqualität. Der Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht im Widerspruch zu strukturellen, organisatorischen und pädagogischen Erfordernissen der Betriebsstätte Kita. Viele Nachwuchsführungskräfte möchten weder die Verantwortung noch das Aufgabenspektrum gemäß der Ausbildung übernehmen. Die Ausbildung wird eher als Orientierung/Einstieg gesehen, was häufig fehlende Leistungsbereitschaft mit sich bringt. Der Schlüssel zur Arbeitskräftebindung und für eine Ausweitung der Teilzeit- auf Vollzeitarbeitsplätze sind die Führungsqualitäten der Leitungskräfte, die sich jedoch nur selten mit der Leitung von wachsenden Einrichtungen auseinandersetzen. Als Arbeitsfeld für die gesamte Lebensarbeitsspanne muss die Kita ihren Fach- und Führungskräften Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Voraussetzung dafür ist eine Ausdifferenzierung verschiedener Berufsprofile. Zusätzlich müssen Anreize für die Gewinnung von Nachwuchskräften geschaffen werden.

Kern des Qualifizierungsprojektes war die Einführung einer systematischen Personalentwicklung in den beteiligten Kitas. Führungskräfte brauchten für die Einführung und Umsetzung systematischer Personalentwicklung Kenntnisse zur Rolle als Führungskraft (Führungstheorie, Führungsstile, Führungsgrundsätze) und auch Kenntnisse zu den Aufgaben als Führungskraft (Ziele, Planung, Organisation, Entscheidung, Delegation, Kontrolle, Mitarbeitende entwickeln und fördern). Der systematische Personalentwicklungsprozess schloss alle Mitarbeitergruppen einer Kita ein, unabhängig von ihrer hierarchischen Position oder der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Im Rahmen des Projektes wurden Fach- und Führungskräfte in die Thematik eingeführt. Qualifizierung und Reflexion, Transfer und Sicherung der Nachhaltigkeit fanden in den entsprechenden Statusgruppen, auf Tagungen und in Transferveranstaltungen statt. Ziel war es, ein gemeinsames Verständnis systematischer Personalentwicklung zu haben, übertragbare Leitfäden und das Projektmanagement zu entwickeln. Mit dem Schwerpunkt der systematischen Personalentwicklung erhielten einmalig alle teilnehmenden Führungskräfte und auch Nachwuchsführungskräfte eine vergleichbare Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeit.
Meilensteine im Projekt waren u. a.:

• Auftakt Personal- und Organisationsentwicklung
• Führungskräfteforum mit den Bestandteilen: Rollen- und Aufgabenklärung, Kommunikation und Information, Teamentwicklung
• Projektmanagement
• Fachkräfteforum: Rollenklärung, Kommunikation und Information, Pädagogik
• Leitfadenentwicklung wie z. B. “Lernort Praxis“

Fach- und Führungskräfte

Die Rolle und Aufgaben der Sozialpartner wurden durch verschiedene Aktivitäten ausgefüllt. Diese reichten von der aktiven Teilnahme der Vertreter*innen bei Tagungen, über die Teilnahme an den Sitzungen des Lenkungskreises bis hin zum persönlichen Austausch in Telefonaten oder Gesprächen. Aufgrund von regionalen Strukturprozessen konnte die Teilnahme aller Vertreter*innen am Lenkungskreis teilweise nicht gewährleistet werden, was durch Gespräche ersetzt wurde. Genutzt wurden darüber hinaus auch Betriebsversammlungen, um über das Projekt zu informieren. Beteiligt waren Ver.di Braunschweig und Hannover, die Stadt Hildesheim und der Dachverband der Elterninitiativen Niedersachsen.

Die Nachhaltigkeit und der Transfer der Projektergebnisse (in der Einrichtung/in neue Gruppen) wurden dadurch gewährleistet, dass die Lotsinnen eng in das Projekt eingebunden waren und ebenso die Fachberatung innehatten. Ein „Leitfaden Lernort Praxis“, der alle Prozesse der Ausbildung von Fachkräften betraf, wurde für die Kitas in Hildesheim erstellt. Der Entwicklungsprozess wurde auch zur Vernetzung der mit der Ausbildung des Fachkräftenachwuchses beschäftigten Mitarbeitenden genutzt. Die Stellvertretungen der Führungskräfte aller beteiligten Unternehmen haben an Qualifizierungen teilgenommen, so dass der Transfer der Ergebnisse für die nächste Führungsgeneration vorbereitet wurde. Die Team-Qualifizierung sorgte dafür, dass Veränderungen der nächsten Zukunft sich gut verarbeiten ließen. Die erworbene Fachlichkeit prägte die jeweiligen Kompetenzprofile/ Einrichtungskonzepte nachhaltig (insbesondere Qualifizierungen zu „Marte Meo“ (Beobachtungs-Beratungsmethode) und zum „Situationsansatz“). Die beteiligten KMU blieben über den Projektzeitraum hinaus vernetzt und wendeten die Methode der „kollegialen Beratung“ weiterhin an. Die Qualifizierungsmodule „EDV und Büroorganisation im Führungsalltag“ führten zu einer nachhaltig effektiven, ressourcenschonenden Nutzung von Methoden und Techniken im Führungsalltag.

• Verbindlichkeit in der Planungsphase für die Umsetzung der Qualifizierungen.
• Vorabinterviews mit den Fachberatungen bezüglich der erwarteten Veränderungen und Bedarfe waren eine Grundlage für die Planungsarbeit.
• Lotsinnen haben neben den üblichen Tätigkeiten an allen Planungssitzungen teilgenommen und in ihrer Rolle mündliche Feedbacks der Teilnehmenden eingeholt.
• Projektkoordinatorin und Projektleiterin haben an Kita-Leitungssitzungen teilgenommen, um Anpassungen und Erwartungen der Leitungskräfte in der Projektorganisation umzusetzen.
• Jede Kita-Leitung war nicht nur verpflichtet selbst an den Führungskräftequalifizierungen teilzunehmen, sondern auch Fachkräfte je Qualifizierungstermin (2-3 Personen je Einrichtung) verbindlich anzumelden. Als Qualifizierungstage/-zeiten sind Zeiträume gewählt worden, die zum Zyklus der Kita-Arbeit passten.
• Der gesamte Projektverlauf wurde für alle Lenkungskreismitglieder transparent gehalten, indem es bei den Sitzungen zu einem regelmäßigen Austausch kam.
• Zur Information haben Auftakttagungen speziell für Führungskräfte sowie für Fachkräfte stattgefunden.

• Projektsteckbrief www.bildungswerk-verdi.de
• Faltblatt für die Beschäftigten in Hildesheim
• Faltblatt für die Beschäftigten in Braunschweig
• Sachbericht für die Eltern der Kitas des Dachverbandes Braunschweig e.V.