Prozess- und arbeitsnahes Lernen in der Montage zur zukunftsorientierten Mitarbeiterqualifizerung
Branche
Metall- und Elektroindustrie
Projektdurchführung
Leopold Kostal GmbH & Co. KG
An der Bellmerei 10
58513 Lüdenscheid
Laufzeit
01.10.2016 - 30.09.2019
Durchführungsorte
- Lüdenscheid
Handlungsfeld
- Aufbau von Personalentwicklungsstrukturen
Projektschwerpunkte
- Konzepte zur Qualifizierung von Geringqualifizierten
- Konzepte zur Qualifizierung von Menschen mit Migrationshintergrund
- Modelle zur Anpassungen an den digitalen Wandel
Herausforderung der Branche
Die Automobilbranche und vor allem die Zulieferer stehen unter einem hohen Kosten- und Innovationsdruck. Der Automobilmarkt befindet sich im Wandel – vom Verbrennungsmotor zum Elektromotor – autonomes Fahren erfordert neue Ideen für die Innenraumgestaltung – der klassische Schalter wird von großen…
Die Automobilbranche und vor allem die Zulieferer stehen unter einem hohen Kosten- und Innovationsdruck. Der Automobilmarkt befindet sich im Wandel – vom Verbrennungsmotor zum Elektromotor – autonomes Fahren erfordert neue Ideen für die Innenraumgestaltung – der klassische Schalter wird von großen kapazitiven Bedienflächen abgelöst. Dieser Wandel verändert die Geschäftsfelder vieler Zulieferer. Der Kostendruck sorgt dafür, dass die Verlagerung der Produktion ins günstigere Ausland immer häufiger eine Alternative darstellt, zusätzlich verändert der Innovationsdruck stetig die Produkte und Technologien mit denen die Mitarbeitenden arbeiten müssen.
Um den Standort Deutschland daher als attraktiven Produktionsstandort zu halten, sind Qualifizierungsprojekte notwendig. Mitarbeitende, die in der Lage sind, sich schnell auf veränderte Strukturen einzustellen, eine fortschreitende Digitalisierung zu unterstützen und durch erhöhte Produkt- und Prozesskenntnis zu einer verbesserten Qualität beizutragen, können den Serienanlauf in der manuellen Montage maßgeblich positiv beeinflussen und somit zum Wettbewerbsvorteil werden.
Kurzbeschreibung des Projekts
Das Personal in der manuellen Montage ist mitverantwortlich für den Faktor „Qualität“ jedes Produktes und durch die Faktoren „Zeit“ und „Kosten“ einem Wandel der gewohnten Arbeitsstrukturen ausgesetzt. Demgegenüber steht ein Personalmix in der Montage von An- und Ungelernten, Mitarbeitende über 50…
Das Personal in der manuellen Montage ist mitverantwortlich für den Faktor „Qualität“ jedes Produktes und durch die Faktoren „Zeit“ und „Kosten“ einem Wandel der gewohnten Arbeitsstrukturen ausgesetzt. Demgegenüber steht ein Personalmix in der Montage von An- und Ungelernten, Mitarbeitende über 50 Jahren, einem weiblichen Beschäftigtenanteil von über 80 Prozent und einem hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe bestätigte, dass der Märkische Kreis in der Region Westfalen mit 30 Prozent den höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund hat.
Deshalb war es zwingend notwendig, das Montagepersonal unabhängig von ihrer Ausgangssituation chancengleich für die Zukunft zu qualifizieren.
Im Zuge des Projektes wurde ein zukunftsorientiertes Trainingszentrum aufgebaut, welches sich zum einen mit dem Erhalt und der Erweiterung von bestehenden Montagekompetenzen beschäftigte und zum anderen zukunftsorientierte Trainingsstationen beinhaltete.
Im ersten Schritt wurden Workshops zur gemeinsamen Erarbeitung benötigter, wirtschaftlicher und qualitätsunterstützender Montagekompetenzen durchgeführt. Es wurden didaktische Konzepte entwickelt, die eine lernförderliche Gestaltung der unmittelbaren Arbeitsumgebung ermöglichten. Dabei wurde neben arbeitsplatznahen Trainingseinheiten, die Reflexion der eigenen erbrachten Leistung ermöglicht. Digitales Schulungsmaterial sollte zukünftige Qualifizierungsprozesse unterstützen.
Im zweiten Schritt wurden mit Unterstützung durch die MTM (Methods-Time Measurement) zukünftige Montagestrukturen definiert in Bezug auf die Fragestellung, wie sich die klassische Montagearbeit auf dem Weg zur Industrie 4.0 entwickelt und welche Fähigkeiten der Mitarbeitende in der Montage mitbringen muss. Im Trainingszentrum sollten am Ende der Projektlaufzeit von drei Jahren digitalisierte Trainingsstationen zur zukunftsorientierten Qualifizierung aufgebaut sein.
Um die Nachhaltigkeit des Projektes sicherzustellen, wurde das Trainingszentrum in einem ganzheitlichen Personalentwicklungskonzept zusammengefasst und in Form eines Leitfadens veröffentlicht.
Zielgruppe
Mitarbeitende mit Migrationshintergrund, Ältere
Mitarbeitende mit Migrationshintergrund, Ältere
Einbindung und Rolle der Sozialpartner
IG-Metall und Arbeitgeberverband waren zu Beginn des Projektes informatorisch eingebunden worden. Der Betriebsrat des Unternehmens unterstützte aktiv das Projekt und war Teil des interdisziplinären Teams. Er war in die Trainingskonzeptionierung integriert und trug maßgeblich zum Projekterfolg bei,…
IG-Metall und Arbeitgeberverband waren zu Beginn des Projektes informatorisch eingebunden worden. Der Betriebsrat des Unternehmens unterstützte aktiv das Projekt und war Teil des interdisziplinären Teams. Er war in die Trainingskonzeptionierung integriert und trug maßgeblich zum Projekterfolg bei, indem er hinter dem Projekt stand, dies nach außen kommunizierte und somit Akzeptanz im Unternehmen schaffte. Vor allem bei der Erstellung des Personalentwicklungskonzeptes war eine enge Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat von Vorteil.
Nachhaltigkeit und Transfer
Um die Nachhaltigkeit des Projektes sicherzustellen, wurde das Trainingszentrum in einem ganzheitlichen Personalentwicklungskonzept zusammengefasst. Dazu zählte neben dem Aufbau einer digitalen Trainingsorganisation auch das Ausbilden von Trainer*innen, die zukünftig Trainings durchführen sollten.…
Um die Nachhaltigkeit des Projektes sicherzustellen, wurde das Trainingszentrum in einem ganzheitlichen Personalentwicklungskonzept zusammengefasst. Dazu zählte neben dem Aufbau einer digitalen Trainingsorganisation auch das Ausbilden von Trainer*innen, die zukünftig Trainings durchführen sollten. Die Weiterentwicklung des Trainingszentrums sollte unter anderem durch die Trainer*in vorangetrieben werden, um das Trainingszentrum auf die kontinuierlichen Veränderungen der Arbeitsstrukturen anzupassen.
Die Erarbeitung des Personalentwicklungskonzeptes stand im Fokus des Projektverlaufes und trug maßgeblich zur Nachhaltigkeit des Projektes im Unternehmen bei. Dabei wurden Strukturen im Unternehmen aufgebaut, in denen das Trainingszentrum als feststehende Größe zur Mitarbeiterqualifizierung genutzt wurde und zudem jeder Mitarbeitende der manuellen Montage Zugang erhielt. Das Trainingszentrum war ein Baustein des Personalentwicklungskonzepts. Die ersten Trainerausbildungen waren angestoßen, so dass die Fertigung befähigt wurde, selbst Schulungen in allen drei Schichten durchzuführen. Die Erarbeitung eines feststehenden Prozesses zur Trainingsbedarfsermittlung durch Vorgesetzte und Personalabteilung war mit Unterstützung durch den Betriebsrat angestoßen. Des Weiteren war ein digitales Tool zur Trainingsverwaltung im Aufbau, welches im Kostal Intranet veröffentlicht wurde.
Veröffentlichungen und Vorträge auf fachspezifischen Veranstaltungen trugen zur nachhaltigen Entwicklung der Thematik bei und fördern den Transfer der Projektergebnisse auch über die Grenzen von Kostal hinaus. Veröffentlichungen hat es unter anderem im MTM (Methods-Time Measurement) -Newsletter, in der Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb (ZWF) und dem „report kunststoffland NRW e.V.“ gegeben. Das Projekt wurde präsentiert auf der MTM Bundestagung (2016) sowie beim GPS-Symposium in Braunschweig (2017,2018).
Erfolgsfaktoren und Empfehlungen
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Unternehmen war die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team. Verschiedene Bereiche des Unternehmens arbeiteten in einem Team zusammen, um ein umfassendes Bild der Situation im Unternehmen darzustellen und darauf aufbauend die richtigen und…
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Unternehmen war die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team. Verschiedene Bereiche des Unternehmens arbeiteten in einem Team zusammen, um ein umfassendes Bild der Situation im Unternehmen darzustellen und darauf aufbauend die richtigen und notwendigen Themen für ein Trainingskonzept zu nennen. Die Integration vieler Bereiche schaffte im Unternehmen eine hohe Akzeptanz für ein neues Thema. Dies war enorm wichtig für den Erfolg des Forschungsprojektes im Unternehmen.
Der Blick durch die MTM (Methods-Time Measurement) über die Kostal Grenzen hinaus war ein weiterer Erfolgsfaktor. Dadurch war das Projektteam befähigt worden, auch untypische Konzepte zu erarbeiten und entsprechende Aktivitäten anzustoßen und voranzutreiben. Zusätzlich hat das Projektteam aus den Erfahrungen der MTM (Methods-Time Measurement) in der Erwachsenenbildung bei der Erstellung der Trainingsinhalte profitiert.